Wechseljahre

Selbstbewusst stehen sie hinter Tresen, welche ihnen vor einigen Jahren gerade mal bis zur Nasenspitze reichten. Die neue Generation von Unternehmerinnen und Unternehmer ist herangewachsen und übernimmt das Zepter, während die Gründerväter und -mütter in den Hintergrund treten.

Was bedeutet ein solcher Umbruch? Wie lässt sich ein Miteinander vereinbaren? Und was treibt Generationsbetriebe an? Wir haben in drei Rankweiler Unternehmen nachgefragt.

Caroline und Emma Stückler, Wollstuba
Wer das kleine Geschäftslokal an der Stiegstraße betritt, kann kaum glauben, dass sich auf wenig Quadratmeter Fläche tausende Produkte verbergen. Das Geheimnis der Wollstuba liegt einen Stock darüber. Dort befindet sich das Lager, im Geschäftslokal gibt es von jeder Wolle nur ein Stück. Caroline und ihre Mutter Emma Stückler ziehen aus dem raumhohen Woll-Regal selbst dann das passende Knäuel des richtigen Herstellers hervor, wenn jemand mit einem kleinen Stückchen Restwolle zu ihnen kommt.

Seit 20 Jahren widmen die beiden ihre Arbeit der Handarbeit in all ihren Formen. Bis heute haben sie ihre Entscheidung nicht bereut. Man habe halt nicht fünf Wochen Urlaub im Jahr, könne dafür aber auch mal flexibel sein, erklärt Caroline. Sie und ihre Mutter seine inzwischen wie zwei Stricknadeln: Die eine könne nicht ohne die andere. „Ich bin sehr geschickt beim Erklären, meine Mama ist deutlich geduldiger. Wir haben ein Gefühl füreinander, wer welchen Kunden besser beraten kann.“ Und der Kundenstamm erweitert sich laufend: „Immer mehr junge Menschen begeistern sich fürs Handarbeiten. Viele setzen auf Zero-Waste und häkeln beispielsweise Spülschwämme und Topflappen selbst“. Es seien aber auch viele, die aus Therapiezwecken mit dem Handarbeiten anfangen. „Stricken hilft, Sorgen oder Krankheit auszublenden“ erklärt Caroline.
Handarbeit sei etwas sehr Meditatives und dürfe durchaus fehlerhaft sein – auch im Leben sei nicht alles perfekt. Manchmal müsse man auch etwas „auf- trennen“ und von vorne anfangen. Für Caroline ist es fast so, als ob in jedem Schal, jedem Paar Socken oder jeder Mütze ein Stück der Persönlichkeit eingestrickt oder -gehäkelt ist. „Handarbeit schafft eine Verbindung zwischen Menschen, welche ein Industrieprodukt niemals haben wird“, ist sie überzeugt. Für die nächsten zehn Jahre wünschen sich Mutter und Tochter, dass alles so bleibt wie es ist und dass die Kunden – darunter künftig vielleicht auch mehr Männer – auch weiterhin gerne zu ihnen ins Geschäft kommen.

Caroline nimmt sich während der Öffnungszeiten – sofern gerade keine Kunden da sind – gerne Zeit, um Handwerkstechniken zu erklären.

Wollstuba Caroline Stückler
Stiegstraße 27
T +43 5522 44222
facebook.de/wollstuba
Öffnungszeiten: Mo – Fr von 8.30 – 12 Uhr, 14 – 18 Uhr, Sa von 8.30 Uhr – 12 Uhr

Dominik und Rudolf Mähr, CHRIS Moden
Es gibt nur noch wenige Geschäfte, in welchen der Verkäufer Kleidung in passender Größe und schmeichelnder Farbe mit einem Griff aus dem Regal zieht. CHRIS Moden, direkt neben dem Bahnhof Rankweil, ist ein solcher Ort. Noch sieht man dem Geschäft nicht an, welche Veränderung sich im Inneren anbahnt, noch ist Senior-Chef Rudolf Mähr der Herr im Haus, doch im Hintergrund arbeitet er gemeinsam mit Sohn Dominik an der Geschäftsübergabe, welche in wenigen Jahren über die Bühne gehen soll. Eine gravierende Veränderung für Vater und Sohn gleichermaßen – denn die Entscheidung zur Übernahme des Geschäfts war für Dominik nicht immer so klar wie heute. Ausschlaggebend für den Absolventen der LDT Nagold, einer renommierten Textil-Fachschule, zur Rückkehr in den elterlichen Betrieb war unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Für Dominik hat vieles im Textilhandel mit Erfahrung zu tun. Gerade das Auge für außergewöhnliche Kombinationen könne man nur durch das Vorbild, in diesem Fall seinen Vater, lernen. Gelernt habe er von ihm auch Ruhe und Gelassenheit: „Es kann schon mal vorkommen, dass ein Kundenbesuch über eine Stunde dauert. Allerdings nicht, weil die Anproben so lange dauern, sondern weil mein Vater gerne mit den Kunden plaudert. „Er genießt den Kontakt mit den Menschen. Oft entwickeln sich daraus sehr persönliche Gespräche“, erzählt Dominik. Rudolf bestätigt dies mit einem Nicken: „Kleidung ist etwas sehr Intimes, sie drückt die Persönlichkeit des Trägers aus. Daher ist es von großem Vorteil vom Kunden mehr als die Kleidergröße zu kennen“, erklärt Rudolf.
Was Dominik aus dem Geschäft macht, lässt Rudolf ihm völlig offen. „Als ich vor 26 Jahren den Betrieb eröffnet habe, konnte ich auch selbst gestalten. Mein Sohn soll diese Möglichkeit ebenfalls bekommen.“ Klar ist für Dominik, jedenfalls, dass er weiterhin auf Qualitätskleidung setzen wird: „Ein T-Shirt mit der längsten, hochwertigsten Baumwollfaser ist beispielsweise auf 100 Grad Waschtemperatur ausgelegt. Das bedeutet, wer dieses Shirt mit 60 Grad wäscht, kann auf Form- und Farbechtheit vertrauen. Hier kommt unsere Expertise beim Einkauf zum Tragen. Ich sehe es als meine Verantwortung, unsere Kollektionen auf Qualität zu prüfen.“ Übrigens: Was viele nicht wissen – bei CHRIS Moden kann man sogar Kleidungsstücke für die Reinigung abgeben. „Wie auch immer es mit dem Geschäft weitergeht, an solchen Serviceleistungen wird sich in Zukunft nichts ändern“, verspricht Dominik.

CHRIS Moden
Kreuzlinger Str. 3
T +43 5522 42356
chris-moden.at
Öffnungszeiten: Mo – Fr von 08.30 – 12 Uhr, 14 – 18.30 Uhr, Sa von 08.30 – 12.30 Uhr

Jennifer und Thomas Rotheneder, Autohaus Rohrer
Was haben Autos und Harleys gemeinsam? Nun, in Vorarlberg zumindest den Firmensitz. An der Churer Straße befindet sich das Autohaus Rohrer, das seit 2017 unter weiblicher Führung ist. Bereits mit sechs Jahren machte Jennifer Rotheneder spaßhalber Telefondienst im Büro des Vaters. „Es war das Größte für uns, wenn uns Papa am Samstag mit ins Autohaus nahm oder wir bei Autopräsentationen dabei sein durften.“ Aus dem verspielten Mädchen von damals ist inzwischen eine erfolgreiche Geschäftsfrau geworden, welche gemeinsam mit ihrem Vater Thomas Rotheneder den Familienbetrieb leitet. Jennifer ist für das Autohaus zuständig, Thomas für das Harley Davidson Geschäft. Wir haben eine unausgesprochene Arbeitsteilung: „Ich bin für Personalfragen zuständig, mein Vater ist der Verkäufer und hat auch das fachliche Wissen – er war sogar lange Zeit der jüngste Mechanikermeister in Österreich.“
Den Harley Davidson Shop haben Jennifer und Thomas Rotheneder als zweites Standbein aufgebaut. In Vorarlberg sind sie die einzigen Vertreter des Kult-Motorrads. Es versteht sich von selbst, dass beide – Jennifer und Thomas – einen Motorradführerschein besitzen und die neuesten Maschinen auch gerne selbst testen. „Ich würde allerdings nie auf dem Beifahrersitz mitfahren. Jeder von uns hat gerne selbst das Steuer in der Hand“, erzählt sie. Das sei durchaus vergleichbar mit ihrem Erfolgsrezept im Geschäftsleben: Wir sind gemeinsam unterwegs, auf Augenhöhe, aber jeder auf seinem eigenen Gefährt. Besonderen Wert legt die junge Mutter auf Familienfreundlichkeit – wohl auch, weil sie vor kurzem selbst Mutter geworden ist. „Wir wissen derzeit noch nicht genau in welche Richtung es bei den Herstellern weitergehen wird. Zum aktuellen Zeitpunkt wünsche ich mir, dass mein Vater und ich auch künftig ein so gutes Gespann abgeben und dass wir weiterhin zukunftsfähige Mobilität anbieten können“, so Jennifer.

Autohaus Rohrer
Churer Straße 30
T +43 5522 449440
autohausrohrer.at
Verkauf Mo – Fr von 8 – 12 und 13 – 18, Sa von 9 – 12 Uhr


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Wir wünschen viel Spaß und angenehme Lesestunden! 

Das Erlebnis Rankweil Gemeindemarketing