Aufgemöbelt! Alte Sitzgelegenheiten in neuem Gewand

Manuel Gehring und Philipp Kralj arbeiten in der kleinen Werkstatt hinter dem Gasthaus Bären als Raumausstatter. Eine ihrer liebsten Aufgaben ist das Aufarbeiten von Polstemöbeln.

Viele Rankweiler*innen kennen die kleine Werkstatt hinter dem Gasthaus Bären noch als Schindelmanufaktur. Bis vor einigen Jahren hat hier Alois Gehring Schindeln hergestellt, die nach wie vor so manche Fassade in Rankweil und im ganzen Land zieren. Inzwischen jedoch haben Manuel Gehring (32) und Philipp Kralj (28) die früheren Betriebsräume von Manuels Großvater zu einer Raumausstatter-Werkstatt umgebaut. Tapezierer und Dekorateur nennt sich das Gewerbe ganz offiziell, dem sie hier seit 2022 auf gerade einmal 50 Quadratmetern nachgehen. Das Spektrum ihrer Leistungen ist dafür überraschend groß. „Wir verlegen beispielsweise Bodenbeläge, bringen Tapeten an oder montieren Gardinenstangen. Auf Wunsch statten wir auch ganze Räume aus”, erklärt Manuel. Dazu kommt ein Angebot, das gerade in Zeiten von Teuerung und Inflation wieder an Bedeutung gewinnt: das Aufarbeiten von Polstermöbeln.

Neues Leben für Liebgewonnenes

Das durchgesessene Lieblingssofa oder die gute Eckbank, die nicht mehr zur neuen Küche passt – eine neue Polsterung bringt nahezu jedes Sitzmöbel wieder in Schuss. „Wenn das Möbelstück eine gute Qualität hat, kann eine neue Polsterung die Lebensdauer um einige Jahre verlängern”, sagt Manuel. „Das ist nicht nur kostengünstiger als eine Neuanschaffung, sondern auch wesentlich nachhaltiger.”

Traditionelles Handwerk

Besonders angetan hat es den jungen Raumausstattern jedoch das traditionelle Polster-Handwerk. Das allerdings ist zeitaufwändig und dementsprechend kostspielig. Daher kommt es auch nur bei besonderen Stücken zum Einsatz. Wie etwa bei jenem Fundstück vom Sperrmüll, an dem Manuel und Philipp gerade arbeiten. Der alte Ohrensessel hat über 100 Jahre auf dem Buckel, pardon auf der Rückenlehne. Noch lässt sich nur erahnen, wie der Sessel einmal aussehen wird. Dabei haben die Raumausstatter bereits etliche Arbeitsstunden in das Möbelstück investiert. „Es hat alleine eineinhalb Tage gedauert, alle Nägel aus dem Holz zu ziehen”, erzählt Philipp. Als der zerschlissene Bezug und die inzwischen poröse Polsterung ab waren, musste auch der alte Federkorb weichen. Im Anschluss haben Manuel und Philipp den Rahmen der Sitzfläche von unten mit Jutebändern bespannt, so ähnlich wie man es von Holzrodeln kennt. Darauf haben sie einen neuen Federkorb aufgebaut. Anders als bei industriell gefertigten Federkörben werden dafür einzelne verkupferte Federn auf der Sitzfläche angeordnet, mit Nadel und Faden auf dem Bandgeflecht fixiert und anschließend mit einer Juteschnur straff untereinander verspannt. Klassische Schnürung nennt sich diese traditionelle Methode. Auch beim Füllmaterial setzen die jungen Raumausstatter auf Bewährtes: Statt synthetischer Materialien kommt Afrik zum Einsatz. Diese Naturfaser aus den Blättern der Zwergpalme sorgt für eine gute Luftzirkulation und ist besonders langlebig.

Fingerspitzengefühl und Sitzfleisch

Möbel auf diese Art zu polstern erfordert viel Wissen und Geduld, aber auch Kraft und Fingerspitzengefühl – und ein gewisses Maß an Sitzfleisch. Denn ob die Spannung der Federn, die Dicke der Füllung und die Sitzposition stimmen, lässt sich am besten durch Probesitzen feststellen. Doch zum Sitzenbleiben haben Manuel und Philipp nur selten Zeit. Denn noch fehlt ein Teil der Polsterung und der Bezug. Inzwischen warten auch schon wieder zwei Eckbänke darauf, abgeholt zu werden. Und dann wird es auch zeitlich wieder etwas eng in der kleinen Werkstatt in der Bahnhofstraße.